Optimistisch blickt sie in die Zukunft der Lausitz: Kirstin Zinke, die ehemalige Leiterin der Energiefabrik Knappenrode, einem Museum im Verbund des Zweckverbandes Sächsisches Industriemuseum. Auf Altem aufbauen und es bewahren, aber dennoch mutig sein für Neues, das ist genau ihr Ding. Ursprünglich war die Energiefabrik eine Brikettfabrik. Inmitten der alten, vollständig erhaltenen Anlage befindet sich heute ein Museum – eine Symbiose, die sich nicht immer ganz einfach gestaltet, wie Kirstin Zinke erzählt: „Der Ort ist Industriedenkmal, Identifikationsort, professionelles Museum, im Grunde ein Anker, ein Stückchen Heimat für die Menschen in der Region und für die Gäste, die zu uns kommen. Ein national bedeutsames Industriedenkmal, in dem ein hochmodernes Museum integriert ist, ist immer auch eine Herausforderung.“
Die Lausitz aber nur auf die Geschichte des Braunkohleabbaus zu reduzieren, liegt ihr fern. Zwar hat die Braunkohle die Region im wahrsten Sinn des Wortes völlig umgegraben, aber das, was für sie die Lausitz wirklich prägt, sind ihre Menschen: „In ihrer Besonderheit, die natürlich auch mit der Kohle zu tun hat. Zuzug, Wegzug, Kommen, Gehen, Wiederkommen, und dieser unendliche Mix aus verschiedenen Herkunftsgeschichten. Es sind Lebensarten, die sich zu einem Lausitzer Kulturmix zusammengefunden haben, und das finde ich einfach genial. Es ist ein spezielles Völkchen – und das ist ein Pfund, mit dem wir mehr wuchern sollten: Diese ganz besonderen Menschen in ihrer Vielfalt.“
Da verwundert es nicht, dass einer ihrer Lieblingsorte in der Lausitz ganz einfach der Ort ist, in dem sie selbst lebt: klein, liebenswert, naturnah, an Teichen gelegen. Der zweite Ort, der Kirstin Zinke besonders am Herzen liegt, ist, nicht überraschend, die Brikettfabrik in Knappenrode. Die dritte Empfehlung, auch für Besucherinnen und Besucher, die noch nie in der Lausitz waren, ist die katholische, die sorbische Lausitz – und hier das Kloster St. Marienstern als kultureller und spiritueller Mittelpunkt. „Dort zeigt sich die gesamte Fülle der Lausitz in den Menschen, die in ihrer Kultur und ihrer Sprache einfach Leben leben. 900 Jahre Geschichte der Region werden hier erfahrbar und machen deutlich, dass die Wurzeln der Lausitz viel tiefer sind und weiter zurückgehen als bis zur Zeit des Kohleabbaus.“ Ebenso deutlich zeigt aber die Agilität, mit der hier Wandel bewältigt wird, dass die Lausitz dabei ist, selbstbestimmt und optimistisch das nächste Kapitel ihrer Geschichte zu schreiben. Man darf gespannt sein!
Kirstin Zinke im Interview
Drei Orte die man in der Lausitz gesehen haben muss:
- Das Kloster St. Marienstein
- Die Enegiefabrik Knappenrode
- Die Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft
Was ist für Sie das Große Erbe der Lausitz?
Das sind vor allem die Menschen. Die Lausitzer sind ein spezielles Völkchen, ein bunter Kulturmix, verschiedene Lebensarten. Sie wurden geprägt durch die jahrhundertelange „Tradition“ von Zuzug, Wegzug, Kommen, Gehen, Wiederkommen. Daraus entstand dieser unendliche Mix verschiedener Herkunftsgeschichten, Traditionen und Kulturen, die das Wesen der Lausitz prägen.
Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushaltes.